Heute wird unter der Bezeichnung „Pest“ ein definiertes Krankheitsbild, hervorgerufen durch den von Alexandre Yersin erstmals 1894 in Hongkong entdeckten Erreger Yersinia pestis verstanden.
Die Bezeichnung Pest gab es schon lange vor der mikrobiologischen Definition der Erkrankung. Sie bezeichnete neben allgemeinen Plagen vor allem häufig tödlich verlaufende Epidemien. Welche Erkrankung im heutigen Sinne jeweils hinter einer solchen Epidemie stand, ist Gegenstand medizingeschichtlicher Forschung.
Die Erkrankung, die heute als Pest bezeichnet wird, wurde aus Asien im 14. Jahrhundert nach Europa eingeschleppt und trat als verheerende Seuche auf, die ein Drittel der damaligen Bevölkerung hinwegraffte. Ob auch frühere Epidemien (6. Jahrhundert) echte Pestepidemien waren ist strittig. Eine solche Einschleppung dürfte sich in mehreren Wellen entlang von Handelsrouten ereignet haben. Darüber hinaus entwickelte sich ein Stamm der Pest, der in Europa überdauerte.
Die „urbane Pest“ verbreitete sich vor allem in menschlichen Siedlungen und Städten. Als Erregerreservoir gelten Ratten, als Überträger („Vektor“) Rattenflöhe.
Heute kommt vor allem die „silvatische Pest“ vor, deren Erregerreservoir verschiedene Wildtiere sind.
Zu Ausbrüchen kommt es, abgesehen von einzelnen Fällen im Westen der USA nur mehr in den Tropen und Subtropen.
Am meisten betroffen war in den letzten Jahrzehnten Madagaskar, wo es jährlich zu einigen hundert Fällen und kleineren Ausbrüchen kommt. Weiters betroffen sind die Demokratische Republik Kongo, China, Indien, Malawi, Mosambik, Uganda, Tansania, Vietnam, Peru und die USA.
Die Übertragung der hoch ansteckenden Erkrankung erfolgt entweder durch Überträger (sog.: „Vektoren“), also etwa durch den Stich eines Flohs, oder bei der Lungenpest über die Luft als sogenannte „Tröpfcheninfektion“.
Lebende Menschen sind vermutlich erst nach Ausbruch der Erkrankung ansteckend. Leichen von an Pest verstorbenen können noch 2 Monate nach dem Tod ansteckend sein.
Durch einen Flohbiss übertragene Erreger verursachen die Beulenpest. Diese beginnt wie viele schwere Infektionskrankheiten mit hohem Fieber, Kopf- Gliederschmerzen und Bewusstseinsstörungen. Typisch sind die Beulen, sogenannte „Boubonen“. Dabei handelt es sich am Körperstamm, vor allem in den Leisten auftretende, blau verfärbte, sehr schmerzhafte Lymphknotenschwellungen. Ein Flohstich kann erkennbar sein. Die Lymphknoten schmelzen ein und können platzen und dabei hoch ansteckenden Eiter abgeben.
Es können alle Organe befallen werden, unter anderem auch die Lunge. Wird die Lunge befallen, spricht man von der sekundären Lungenpest. Bei diesem Verlauf ist nun die Pest direkt von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion übertragbar.
Erfolgt die Übertragung durch Tröpfcheninfektion, so entsteht gleich eine Lungenbeteiligung, die primäre Lungenpest unter dem Bild einer fulminant verlaufenden Lungenentzündung.
Beide Pestarten, also die Beulenpest und die Lungenpest verlaufen oft tödlich. Die Prognose der Lungenpest ist noch schlechter, als die der Beulenpest. Unbehandelt sterben fast alle Erkrankten.
Eine frühzeitige Behandlung verbessert die Diagnose. Es stehen wirksame Antibiotika zur Verfügung. Penicilline sind allerdings unwirksam. Resistenzen kommen auch gegen an sich wirksame Antibiotika vor.
Eine Impfung gegen die Pest steht nicht zur Verfügung.