Bei den durch das RSV hervorgerufenen Krankheitsbildern handelt es sich um Atemwegserkrankungen. Die typische Erkrankung ist die Bronchitis, die auch schwer verlaufen und durch eine Lungenentzündung durch das RSV selbst, oder (bakterielle) Superinfektionen kompliziert sein kann.
Die Infektion erfolgt meist über Aerosole („Tröpfcheninfektion“), kann aber auch durch direkten Kontakt mit Nasen- oder Rachensekret oder über kontaminierte Oberflächen stattfinden. Durch eine infizierte Person kann der Erreger meist 3 bis 8 Tage weiterverbreitet werden. Viel längere Zeiträume kommen aber vor. Die Hauptverbreitungszeit ist die kalte Jahreszeit (November bis März).
Meist erfolgt eine erste Ansteckung schon in den ersten beiden Lebensjahren. Bei Kindern ist eine RSV bedingte Erkrankung der häufigste Grund für eine Hospitalisierung in den Wintermonaten. 0,2% der hospitalisierten Kinder versterben. Kinder mit bestimmten Vorerkrankungen, haben noch ein viel größeres Risiko an RSV bedingten Atemwegsinfektionen zu versterben. 3,6% aller Todesfälle von Kindern zwischen dem 28. Lebenstag und dem 6. Lebensmonat sind RSV assoziiert.
Zusammenfassend ist also festzuhalten, dass Kinder, je jünger umso mehr ein beachtliches Risiko haben durch RSV schwer zu erkranken und im schlimmsten Fall auch zu versterben.
Im späteren Kindheitsalter und bei Jugendlich, sowie im jungen und mittleren Erwachsenenalter ruft das RSV zwar respiratorische Infekte und Bronchitiden hervor, die auch schwer und langwierig verlaufen können, führen aber nur im Ausnahmefall zur Notwendigkeit einer Krankenhausaufnahme und zum Tod. In diesem Alter besteht vor allem einge Gefahr bei vorliegen einer Grundkrankheit.
Ab dem 60. Lebensjahr kommen schwerere Verläufe und die Notwendigkeit der Hospitalisierung wieder zunehmend häufig vor. Bei ab dem 75. Lebensjahr wegen RSV Hospitalisierten beträgt die Letalität 7%.
Es gibt keine spezifische Therapie des RSV. Die Therpie ist daher auf symptomatische und unterstützende Maßnahmen beschränkt. Das reicht von der Verschreibung von Brusttee und der Empfehlung von Hühnersuppe in leichten Fällen, bis zur intensivmedizinischen Behandlung mit Beatmung und anderen lebenserhaltenden Maßnahmen.
Aus dem oben gesagten ergeben sich folgende Überlegungen.
Eine besondere Gefahr für schwere Verläufe und Todesfälle besteht bei Neugeborenen bis zum ersten Lebenshalbjahr, in der RSV-Saison (November bis März), sowie bei prädisponierenden Erkrankungen. Je älter das Kind ist und je allgemein gesünder und außerhalb der RSV-Saison, um so geringer ist die Gefahr.
Zum Schutz vor besonders gefährdeten Kindern steht eine passive Immunisierung mittel Antikörpern zur Verfügung, die nicht Thema meiner Darstellung ist.
Das zweite Konzept ist es, Schwangere von der 24. bis 36. Schwangerschaftswoche zu impfen. Die von der Schwangeren produzierten Antikörper gehen auf das Kind über und bewirken dadurch den sogenannten „Nestschutz“ in der ersten besonders gefährlichen Zeit. In dieser Indikation ist ein Impfstoff (Abrysvo(R)) zugelassen und empfohlen.
Die zweite Personengruppe, die zunehmend gefährdet ist, sind Menschen ab dem 60. Lebensjahr.
Für diese Personengruppe sind zwei Impfstoffe zugelassen und empfohlen (Abrysvo(R), Arexvy(R)).
Die dritte Personengruppe, für die aufgrund höherer individueller Gefährung eine Impfung in Frage kommen würde, wären Personen mit relevanten Grunderkrankungen und Immunsuppression. Für sie gibt es keinen vor dem 60. Lebensjahr zugelassenen Impfstoff. Eine Impfung trotz fehlender Zulassung („off label“) kann erwogen werden.
Für Erwachsene ab 60 Jahren sind der adjuvantierte RSV Totimpfstoff Arexvy(R) und der nicht-adjuvantierte Proteinimpfstoff Abrysvo(R) zugelassen. Abrysvo(R) ist zusätzlich bei Schwangeren zwischen der 24. und 36. Schwangerschaftswoche, zum passiven Schutz von Säuglingen zugelassen.
Während also aufgrund der Zulassung in der Schwangerschaf nur Abrysvo(R) in Frage kommt, steht für über 60 Jährige auch Arexvy(R) zur Verfügung.
Direkte Vergleichsstudien liegen nicht vor. Es wird davon ausgegangen, dass Arexvy(R) aufgrund der Adjuvantierung etwas reaktogener ist. Das heißt, dass er etwas stärkere lokale Reaktionen um die Einstichstelle bewirkt, aber auch besser wirksam ist.
Beide Impfstoffe werden intramuskuär in den Deltamuskel am Oberarm verbreicht. Nebenwirkungen sind Schmerzen an der Injektionsstelle, Kopf- und Gliederschmerzen, die meist mild bis moderat und vorübergehen sind.
Gebrauchsinformation/Arexvy(R)
Gebrauchsinformation/Abrysvo(R)