In der Humanmedizin relevante Infektionserkrankungen, die durch Flaviviren hervorgerufen werden sind die heimische, durch Zecken übertragende FSME (Frühsommermeningoencephalitis), die vereinzelt auch bei uns auftretende Erkrankung durch West-Nil-Virus, die japanische Encephalitis, das Dengue Fieber, die Zika-Viruserkrankung und das Gelbfieber.
Die FSME ist als bei uns endemische Erkrankung reisemedizinisch weniger relevant.
West-Nil-Virus:
Das West-Nil-Virus wurde im Rahmen von epidemiologischen Untersuchungen erstmals 1937 in Uganda entdeckt. Dort ist es als Kinderkrankheit anzusehen, rund 60% der Bevölkerung des Nildeltas sind seropositiv (waren also einmal im Leben infiziert).
Die Übertragung erfolgt durch Steckmücken, vor allem Culex pipiens (gemeine Hausgelse). Das Reservoir stellen Vögel (Rabenvögel) dar. Die Vermehrung erfolgt also in einem Zyklus zwischen Hausgelse und Vögel. Mensch (und Pferd) sind Fehlwirt. Eine Übertragung kann auch in Österreich (Wien, Niederösterreich, Burgenland) vorkommen ist aber selten. In den USA ist es mittlerweilen endemisch.
8 von 10 infizierten Personen bleiben symptomfrei. Die meisten Erkrankten leiden an Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und gelegentlich einem Ausschlag. Nur wenige (ungefähr 1 von 150 Infizierten) erkranken schwer unter dem Bild einer Meningoencephalitis (Hirn- und Hirnhautentzündung). Das bedeutet, dass es zu neurologischen Symptomen und starken Kopfschmerzen kommt. In diesen seltenen Fällen sind Todesfälle (10%) und bleibende Schäden möglich.
Eine kausale Therapie existiert nicht.
Eine Impfung existiert nicht.
Japanische Encephalitis:
Der Erreger der Japanischen Encephalits gehört mit dem Erreger des Westnilvirus in die sogenannte „Japan Encephalitis Serogruppe“ und hat auch sonst viele Gemeinsamkeiten mit dem West-Nil-Virus.
Allerdings kommt die Japanische Encephalitis nur im ostasiatischen Raum von Indien über Burma und China bis Japan und nach Süden (Thailand, Kambodscha, Vietnam, Laos, Malaisien, Indonesien) bis Papua-Neuguinea und ein kleines Gebiet im Norden Australiens vor.
Die Vermehrung erfolgt in einem Zyklus zwischen Stechmücken der Gattung Culex (Culex tritaeniorhynchus) (auch Aedes) und Schweinen und Wasservögeln (möglicherweise auch anderen Tieren). Mensch und Pferd sind Fehlwirte, sie können nicht zur Ausbreitung beitragen, da die Viruszahl im Blut zu gering ist.
Somit ist die Vermehrung und die Infektionsgefahr praktisch nur in ländlichen Gebieten (besonders in der Nähe von Reisfeldern) gegeben.
Es kommt jährlich zu ungefähr 50.000 Fällen in Endemiegebieten, die meist unter dem Bild eines grippalen Infektes ablaufen. Nur wenige Fälle verlaufen schwer unter dem Bild einer Meningoencephalits, können aber zum Tod und zu bleibenden neurologischen Ausfällen führen.
Eine kausale Therapie existiert nicht.
Eine Impfung ist verfügbar. (Dreiteilige Grundimmunisierung (Tag 0 und 28 und nach 1 bis 2 Jahren), danach ungefähr 10 Jahre Schutz)
Dengue:
Der Überträger von Dengue sind Stechmücken der Gattung Aedes (Aedes aegyti und Aedes albopictus). Das Hauptreservoir sind Affenpopulationen, der Mensch kommt aber als Reservoir in Frage.
Dengue breitete sich im Lauf der letzten Jahrzehnte rasant zunächst von Afrika in die Karibik und Lateinamerika aus. Aufgrund der Ausbreitung von Aedes albopictus kommt es auch in Europa (Frankreich, Kroatien, Madeira) vor. Rund 40% der Weltbevölkerung lebt in Dengue-Endemiegebieten.
Es gibt 4 Serotypen, die eigentlich distinkte Virusarten sind. Eine Infektion mit einem Serotyp hinterlässt eine Kreuzreaktivität für die anderen Serotypen, aber keine Kreuzimmunität. Auf noch nicht ganz geklärte Weise führt dieser Umstand dazu, dass oft eine Zweitinfektion mit einem anderen Serotyp zu einer sehr schweren, eventuell tödlichen Erkrankung führt.
Es kommt im Jahr weltweit zu ungefähr 50 – 100 Millionen klinisch manifesten Erkrankungen, zu 3,2 Millionen schweren Verläufen und 9000 Todesfällen.
Die Erkrankung kann ähnlich wie unsere Virusgrippe verlaufen, oft aber mit sehr starken Muskel- und Gliederschmerzen, einem Hautausschlag und schweren Augenschmerzen. Nach einer einwöchigen Erkrankungsphase kann es dann, (häufig bei Zweiterkrankungen) zu sehr schweren Verschlechterungen mit Thrombozytenabfall, Blutungen, Gehirnbeteiligung und Multiorganversagen kommen.
Eine kausale Therapie existiert nicht.
Eine Impfung existiert. Sie ist im Hinblick auf Sicherheit und Effektivität unbefriedigend und nicht als Reiseimpfung verfügbar.
Zika Virus:
Das Virus wird durch Stechmücken der Gattung Aedes übertragen. Außerdem ist aber auch eine Übertragung durch Geschlechtsverkehr, perinatal und in utero und durch Blutkonserven möglich.
Die Ausbreitung des Virus erfolgte schnell über Französisch Polynesien und Brasilien in den 2014/15er Jahren.
Zunächst wurde die Erkrankung für harmlos gehalten. Sie tritt nur bei ungefähr einem Fünftel der Infizierten auf und verläuft typischer Weise wie ein leichter viraler Infekt, mit Fieber, einem unspezifischem Ausschlag und dauert einen bis einige Tage. Schwere oder gar tödliche Verläufe sind eine Rarität.
Allerdings wurde mit der Häufung der Fälle eine Zunahme der Wahrscheinlichkeit an einem Guillain-Barré-Syndrom (Lähmungen) zu erkranken festgestellt.
Die wesentliche Komplikation ist aber die Häufung von fetalen Missbildungen, insbesondere von Mikrozephalie. Diese Missbildungen kommen gehäuft bei Infektionen im 1. Schwangerschaftstrimenon vor, sind aber auch bei späterer Infektion möglich.
Gelbfieber:
Das Gelbfiebervirus, für das vor allem Affenpopulationen, aber auch der Mensch als Reservoir in Frage kommt, wird durch Stechmücken der Gattung Aedes übertragen.
Die Endemiegebiete sind ausschließlich im tropischen Afrika und Südamerika (Brasilien, „Amazonien“), nicht jedoch in Asien.
Es kommt vor, dass in manchen Gebieten jahrelang keine Infektionen von Menschen stattfinden und es dann doch zu Ausbrüchen kommt.
Die Erkrankung beginnt mit einem fieberhaftem Infekt, der sich nach etwa einer Woche bessert. Nach dieser Phase der Besserung kommt es aber in bis zu 20% zum schweren hämorrhagischen Fieber mit schwerer Hepatitis („Gelb“-Fieber) und Multiorganversagen.
Eine kausale Therapie existiert nicht.
Eine hervorragend wirksame Impfung ist verfügbar. Eine einmalige Impfung induziert lebenslangen Schutz. Die Lebendimpfung wird im Allgemeinen sehr gut vertragen. In sehr seltenen Fällen, die ab dem 50. Lebensjahr bei Erstimpfung zunehmen, kommt es aber zu tödlichen Folgen.
Die Gelbfieberimpfung ist in manchen Ländern, auch in Asien, bei der Einreise verpflichtend. Dabei geht es aber nicht in erster Linie darum, den Reisenden vor Ansteckung zu schützen, sondern darum, ein Einschleppen der Erkrankung zu verhindern. In manchen asiatischen Ländern, in denen das Gelbfieber nicht vorkommt, wären nämlich die Bedingungen für die Ausbreitung gegeben.
Referenzen: Webinar Update Reisemedizin Univ.Doz. Dr. Ursula Hollenstein vom 21. März 2018; Impfratgeber 14. Auflage, Univ. Prof. Dr. Herwig Kollaritsch; Univ.Prof Dr. Franz Allerberger, AGES