Für das Funktionieren des Immunsystems und auch des Impferfolges sind spezielle weiße Blutkörperchen und von ihnen produzierte Antikörper notwendig.
Im Alter zwischen 20 und 30 Jahren ist die Situation ideal. Durch vorangegangene durchgemachte Infektionskrankheiten und Impfungen sind viele Abwehrzellen vorhanden, die sofort mit der Abwehr bei neuerlichem Kontakt mit dem Krankheitserreger beginnen können. Außerdem sind viele noch nicht spezialisierte Abwehrzellen vorhanden, die bei Kontakt mit bisher noch unbekannten Krankheitserregern rasch lernen, damit umzugehen.
Mit zunehmendem Alter nimmt sowohl die Zahl der sofort abwehrbereiten Zellen und Antikörper, als auch die Zahl der lernfähigen Abwehrzellen ab. Ab dem 75. Lebensjahr können durch den Verlust des Thymus sogenannte T-Zellen nicht mehr produziert werden.
Diese physiologischen Veränderungen haben einige wichtige praktische Auswirkungen:
- Impfungen sollten im jüngeren Alter regelmäßig erfolgen und aufgefrischt werden, damit ein möglichst großer Pool an abwehrfähigen Zellen zur Verfügung steht.
- Einige Infektionserkrankungen haben nach einem Gipfel in der Kindheit (das Immunsystem kennt die Erreger noch nicht) einen neuerlichen Häufigkeitsanstieg im Alter (die Immunstoffe und Zellen haben wieder abgenommen). Impfungen sollten daher im Alter neuerlich oder erstmals erfolgen.
- Für einen Impfstoff, nämlich den Gelbfieberimpfstoff gilt, dass im höheren Alter ein erhöhtes Risiko besteht, bei Erstimpfung eine schwere Erkrankung zu entwickeln. Die erste Gelbfieberimpfung sollte daher vor dem 60. Lebensjahr erfolgen. Für eine Erstimpfung nach dem 70. Lebensjahr ist eine besonders sorgfältige Nutzen/Risikoabwägung vorzunehmen.
Impfempfehlungen im höheren Lebensalter
- Für die Vierfachimpfung gegen Diphterie, Tetanus, Polio und Pertussis (Repevax®, Boostrix polio®) gilt ab dem 60. Lebensjahr die Empfehlung für die Auffrischungsimpfung bereits alle 5 Jahre (vor dem 60. Lebensjahr alle 10 Jahre)
- Ab dem 50. Lebensjahr soll eine Impfung gegen Pneumokokken (unter anderem Erreger einer gefährlichen Lungenentzündung) erfolgen. Dabei soll zunächst mit einem gegen 13 Stämme wirksamen Impfstoff (Prevenar®) und ein Jahr später mit dem gegen 23 Stämme wirksamen Impfstoff (Pneumovax23®) erfolgen.
- Die Impfung gegen FSME („Zeckenimpfung“) soll ab dem 60. Lebensjahr alle 3 Jahre aufgefrischt werden.
- Eine Impfung gegen Grippe ist jedes Jahr zu empfehlen.
- Eine Impfung gegen Gürtelrose ist grundsätzlich ab dem 50. Lebensjahr zu empfehlen. Wegen nicht ganz befriedigender Ergebnisse bei recht hohen Kosten erscheint aber eine individuelle Beratung notwendig.