Am 12 Juni 1890 wurde Egon Schiele in Tulln an der Donau als Sohn des dortigen Bahnhofsvorstands Adolf Eugen Schiele und seiner aus Krumau stammenden Gattin geboren.
Bei der Nennung des Geburtsortes der Mutter Egon Schieles fallen einem gleich zwei kunsthistorisch bedeutsame Fakten ein. Einerseits, dass Egon Schiele um 1911 eine kurze Zeit in Krumau künstlerisch tätig war, andererseits die sogenannte „Krumauer Madonna“.
Die „Krumauer Madonna“ ist eine spätgotische ursprünglich reich bemalte aus Sandstein gefertigte Marienfigur mit Christuskind, die 1910 in Krumau in einem Privathaus gefunden wurde und als Prototyp der sogenannten „schönen Madonna“ bekannt ist. Heute befindet sich die Krumauer Madonna im kunsthistorischen Museum in Wien.
Egon Schiele lebte kurze Zeit mit seiner Lebensgefährtin Wally Neuzil in Kurmau. Sein recht extravagantes Auftreten und der Umstand, dass er mit Wally in wilder Ehe lebte, führten zu Differenzen mit den Einwohnern von Krumau und letztlich auch dazu, dass er zunächst nach Neulengbach und dann wieder nach Wien zog. Künstlerisch war die Phase in Krumau sehr produktiv. Die Altstadt Krumaus war zu dieser Zeit sein beliebtestes Motiv.
In Wien war Schiele rasch wieder erfolgreich. Dabei unterstützte ihn auch sein Gönner und väterlicher Freund Gustav Klimt.
Die Wirren des ersten Weltkrieges überstand Schiele. Auch im Militärdienst konnte er sein Schaffen fortsetzen. 1915 heiratete er Edith Harms. Das Verhältnis mit Wally Neuzil musste er schweren Herzens abbrechen.
Ab Oktober 1918 wütete in Wien die „spanische Grippe“. Am 28. Oktober 1918 verstarb die schwangere Edith Schiele in der gemeinsamen Wohnung in der Wattgasse. Drei Tage später am 31. Oktober 1918 verstarb auch Egon Schiele an der Grippe.
In den Tagen zwischen dem Tod seiner Frau und seines ungeborenen Kindes und seinem eignem Tod schuf Egon Schiele noch ein unvollendet gebliebenes Bild, das die drei als die Familie zeigte, die es nie gab.
Infektionskrankheiten und Egon Schiele:
Die wenigen Fakten die um den Tod von Egon Schiele und ihm naher Menschen bekannt sind, zeigt eindrucksvoll, welche Rolle Infektionskrankheiten zu dieser Zeit spielte.
Der Vater Egon Schieles verstarb 1905 an Syphilis. Egon, sein ungeborenes Kind und seine Frau Edith verstarben 1918 an der Grippe. Wally Neuzil verstarb am 25. Dezember 1917 an Scharlach.
Was hat sich seit der Zeit Egon Schieles im Bereich der Infektionskrankheiten geändert?
Hygienemaßnahmen, Antibiotika und Impfungen trugen seither dazu bei, die Sterblichkeit an Infektionserkrankungen zu verringern. Leider führten diese Erfolge auch dazu, dass die Gefahren der Infektionskrankheiten heute oft nicht mehr so im Bewusstsein der Menschen ist und der konsequent vernünftige Umgang damit vernachlässigt wird.
Seit AIDS als behandelbar und teilweise auch ohne Kondom verhinderbar eingestuft wird, hat die konsequente Benutzung von Kondomen wieder abgenommen. Dabei wird vergessen, dass auch andere Geschlechtskrankheiten wie Syphilis und Gonorrhoe übertragbar sind. Während man bei der HIV-Infektion davon ausgehen kann, dass eine Übertragung nur durch den vollzogenen ungeschützten Geschlechts-, oder Analverkehr erfolgt, sind andere Geschlechskrankheiten (z.B. Gonorrhoe, Syphilis, Feigwarzen) auch durch andere Sexualpraktiken und intimen Kontakt ohne Geschlechtsverkehr übertragbar.
Antibiotika sind eine wesentliche Säule in der Behandlung von Infektionskrankheiten. Beispielsweise die Syphilis (Todesursache von Adolf Eugen Schiele) und der Scharlach (Todesursache von Waly Neuzil) sind einer antibiotischen Behandlung zugänglich. Allerdings haben die häufige notwendige Verwendung in der Medizin, aber auch die häufige unkritische oder gar nicht angezeigte Verwendung, sowie die Verwendung in der Tierzucht und in anderen Bereichen zu massiven Resistenzproblemen geführt. Wir stehen also vor der Situation, dass gegen manche Keime die ursprünglich wirksamen Antibiotika nicht mehr wirken.
Impfungen hätten, um beim Beispiel Egon Schieles zu bleiben, den Tod seines Kindes, seiner Frau und von Schiele selbst verhindern können. Leider wiegen sich viele Menschen, vielleicht gerade wegen der medizinischen Fortschritte, in falscher Sicherheit und vernachlässigen diese Möglichkeit.
Historische Beispiele, aber auch Erfahrungen aus der eigenen Praxis bestärken mich immer wieder in meinem Bemühen, den Menschen die Notwendigkeit von Impfungen zu vermitteln.