Eine akute Rhinosinusitis ist eine meist infektiös bedingte Entzündung der Nasenschleimhaut und der Nasennebenhöhlen die weniger als 4 Wochen dauert.
Davon abzugrenzen sind die rezidivierende akute Rhinosinusitis, die mindestens viermal jährlich mit dazwischen symptomfreien Intervallen auftritt und die chronische Rhinosinusitis die länger als 12 Wochen dauert und mit oder ohne Polypen einhergeht. Bei chronischen Formen sind Allergien häufige Auslöser.
Die Symptome der akuten Rhinosinusitis sind Schnupfen (behinderte Nasenatmung, Hypersekretion), Schmerzen im Bereich der Nasennebenhöhlen, die beim Vorbeugen zunehmen, eventuell Riechstörung, Fieber und Kopfschmerzen.
Die chronische Rhinosinusitis sollte mittels Endoskopie und gegebenenfalls Bildgebung abgeklärt werden und ist somit an den HNO-Facharzt zu überweisen.
Die akute Rhinosinusitis erfordert keine spezialisierte weiterführende Abklärung und kann daher vom Allgemeinmediziner betreut werden.
Im Folgenden ist daher nur von der akuten Rhinosinusitis die Rede.
Die häufigsten Auslöser einer akuten Rhinosinusitis sind Viren. Bakterielle Infektionen kommen vor. Am häufigsten (0,5 -2% der Fälle einer viralen Infektion) kommt es mit einiger Latenz zur Superinfektion bei zuvor erfolgter viraler Infektion.
Als bakterieller Erreger kommen in absteigender Häufigkeit vor: Pneumokokken, Hämophilus influenzae, Staphylokokkus aureus, Streptokokkus pyogenes, Moraxella catarrhalis.
Auch ohne Therapie erfolgt eine vollständige Heilung innerhalb von zwei Wochen in 60 – 80% der Fälle und innerhalb von 6 Wochen in 90%. Die mittlere Dauer der Beschwerden liegt bei 8 – 11 Tagen.
Eine sichere Unterscheidung zwischen der häufigen viralen und der seltenen bakteriellen Rhinosinusitis ist im klinischen Alltag nicht möglich. Als hinweisend für eine bakterielle Genese werden genannt: Purulentes Sekret, Fieber, schweres Krankheitsbild, längere Dauer und fehlende Besserungstendenz.
Bei der akuten Rhinosinusitsis ist keine Zusatzuntersuchung notwendig. CRP/BSG können bei schwerem Erscheinungsbild untersucht werden.
Eine antibiotische Behandlung ist als Routinetherapie bei der akuten Rhinosinusitis nicht indiziert.
Eine antibiotische Behandlung soll bei Komplikationen und kann bei fehlender Besserung (7-10 Tage), sehr starken Beschwerden und stark erhöhten Entzündungszeichen erfolgen. Als Antibiotika kommen je nach Situation Amoxicillin (mit/ohne Clavulansäure), Cephalosporine (Cefuroxim), Makrolide (Azithromyzin), Doxizyklin, Co-Trimoxazol in Frage.
Eine symptomatische Therapie und Allgmeinmaßnahmen werden in Leitlinien empfohlen:
- Wasserdampfinhalationen (mit oder ohne Zusätze)
- Mischextrakt BNO 1016 (Sinupret®)
- Nasale Anwendung von Salzlösungen
- Schmerzmittel
- Topische Corticoide bei Allergie
Impfungen:
Es steht keine Impfung gegen „Rhinosinusitis“ an sich zur Verfügung. Die Impfungen gegen Pneumokokken und Hämophilus influenzae B, die im Österreichischen Impfplan enthalten sind, sind aber gegen die beiden wichtigsten bakteriellen Erreger der akuten Rhinosinusitis wirksam.
Phytotherapeutische Ansätze:
In der S2K Leitlinie Rhinosnusitis ist explizit die Verwendung des Mischextrakts BNO 1016 (Sinupret®) empfohlen.
Es handelt sich dabei um einen Extrakt aus 5 verschiedenen Heilpflanzen:
- Primula veris/elatior/Schlüsselblume: schleimlösend, antientzündlich, antimikrobiell und antiviral
- Gentiana lutaea/Gelber Enzian: entzündungshemmend, immunmodulierend, sekretionssteigernd
- Sambucus nigra/shwarzer Hollunder: Blüten wirken schleimlösend
- Rumex species/Ampfer: schleimlösend, entzündungshemmend, antibakteriell
- Verbena officinalis/Eisenkraut: schleimlösend, entzündungshemmend, antiviral
Ein weiterer Ansatz ist die Verwendung von ätherischen Ölen aus Minze, Eukalyptus, Kampher und verschiedenen Koniferen inhalativ, die eine Schleimhautabschwellende Wirkung aufweisen.
Beispiel einer einfachen Anwendung: Wick® Inhalierstift mit Menthol und Kampfer.
Kamille als Spülung oder zum Inhalieren wirkt unter anderem antibakteriell und antiphlogistisch.
Literatur:
- S2K Leitlinie Rhinosinusitsis, B.A. Stuck, U. Poppert, AWMF Registernr. 017/049 und 053-012, 2017
- Arznei und Vernunft, Antiinektiva, Behandlung von Infektionen, 2. Auflage, Herausgegeben vom Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger und Pharmig (Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs)
- Österreichischer Impfplan 2018, Herausgeber: Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz
- Leitfaden Phytotherapie 2. Auflage, H. Schilcher, Kammerer Susanne, 2. Auflage, Verlag Urban&Fischer