Chikungunya ist eine häufige, ausbruchs- oder epidemieartig auftretende virale Erkrankung, die durch Stechmücken der Gattung Aedes übertragen wird und im gesamten tropischen und subtropischen Raum auftreten kann.
Es handelt sich dabei um eine fieberhafte Erkrankung mit besonders heftigen Gelenksschmerzen, die auch nach dem Abklingen der akuten Erkrankungsphase andauern und in ein chronisches Stadium ähnlich einem Gelenksrheuma übergehen kann.
Beim Chikungnya Virus handelt es sich um ein behülltes Einzelstrang RNA Virus ((+)ssRNA) der Gruppe der Alpha-Viren. Das Chikungunya Virus wird in 5 genetische Varianten eingeteilt.
Da es durch Arthropoden (Gliederfüßler) übertragen wird, wird es auch zu den Arbo-Viren gezählt (atrthropde-born viruses). Diese Einteilung entspricht keiner eigentlichen Verwandschaftsgruppe, ist aber im medizinischen Bereich praktisch, da man gleich weiß, wie ungefähr die Übertragung erfolgt, nämlich durch Gliederfüßler, im konkreten Fall durch Stechmücken der Gattung Aedes.
Als Reservoir wurden bisher Affen und Nagetiere und eben auch der Mensch erkannt. Das hat zur Folge, dass es sowohl sylvatische (also durch Tiere im Wald), als auch urbane Vermehrungszyklen (mit dem Menschen als Hauptreservoir) gibt. Dieser Umstand erschwert die Voraussage bezüglich Vorkommen in einer Region, da nach einer Phase in der wenige Menschen betroffen waren, es plötzlich wieder zum Überspringen von der sylvatischen, auf die menschliche Population kommen kann.
Da der Mensch nicht der einzige Wirt des Virus ist, ist die Anzahl der Erkrankungsfälle in einer Region auch kein so guter Vorhersagewert, für die Frage, wie stark das Virus in einer Region zirkuliert. Insbesondere die regional unterschiedliche Immunitätslage der Bevölkerung bringt es mit sich, dass es zur epidemieartigen Verbreitung der Erkrankungsfälle kommt, wenn das Virus auf eine nicht immune Bevölkerung trifft. (Ende der 1990er Jahre DR Kongo, 2001-3 Java, ab 2005 auf Inseln des Indischen Ozeans, ab 2013 die Karibik und danach ganz Lateinamerika). Nach einigen Monaten bis Jahren flaut das Infektionsgeschehen dann wieder ab.
Die Übertragung erfolgt im Allgemeinen durch Stechmücken der Gattung Aedes. Eine Übertragung einer Schwangeren auf das Kind, durch Bluttransfusionen und Organtransplantationen ist denkbar.
Ursprünglich war die Übertragung nur durch Aedes aegypti möglich, was eine Beschränkung der Ausbreitung auf das damalige Verbreitungsgebiet des Vektors zur Folge hatte. Durch eine genetische Änderung des Virus, kann es nunmehr auch durch Aedes albopictus übertragen werden, was zur Ausdehnung des Verbreitungsgebietes führte.
Die grundsätzliche Verbreitung umfasst inzwischen das gesamte Gebiet der Tropen und Subtropen, wobei die Übertragungswahrscheinlichkeit nicht immer überall hoch ist.
Anekdotisch wird auch von Übertragungen in Europa berichtet. Besondere Aufmerksamkeit erregte ein Ausbruch in der italienischen Provinz Ravenna 2007.
Zur Illustration einige Zahlen von der Website der ECDC.
Ich bringe diese Zahlen nur zur Illustration. Zur Impfentscheidung sind sie nur sehr bedingt brauchbar. Wenn überhaupt müsste man die aktuellen Zahlen abrufen. https://www.ecdc.europa.eu/en/chikungunya-monthly
Von Anfang 2025 bis 25. Februar 2025 wurden weltweit über 30.000 Chikungunya Erkrankungen und 14 Todesfälle gemeldet. 31.484 davon in Brasilien, 512 in Argentinien, 33 in Bolivien und 23 in Paraguay. 201 Fälle wurden aus Pakistan gemeldet, der Senegal meldete 2 Fälle.
Die Formulierung „gemeldete Fälle“ und die weltweite Dimension machen schon klar, dass die Dunkelziffer hoch liegen wird.
Die Rate der Reiserückkehrer, die eine Infektion aus einem Urlaubsland mitgebracht haben, zeigt noch einmal ein ganz anderes Bild.
Im Zeitraum von 2019 bis 2023 war da Thailand mit über 100 Erkrankungsfällen/100 000 Reiserückkehrern führend. Gefolgt von Indien und Paraguay mit 51-100/100 000, Brasilien und anderen Ländern des südostasiatischen Raumes mit 26-50/100 000.
Zusammenfassend ergibt sich also ein sehr volatiles Bild insgesamt und ein Unterschied zwischen dem Bild, das man erhält, wenn man die Anzahl der erkrankten Reiserückkehrer und die aus den einzelnen Ländern gemeldeten Zahlen vergleicht.
Etwa eine Woche nach dem infizierenden Mückenstich kommt es fast bei allen Infizierten zum Auftreten von Krankheitssymptomen. Das ist schon ein Unterschied zu vielen anderen Viruserkrankungen, bei denen ein Teil der Infektionen inapparent, oder mit sehr geringer Symptomatik abläuft.
Die Symptomatik ist die eines schweren viralen Infektes mit (hohem) Fieber, Kopf und Gliederschmerzen und oft einem makulopapulösen Ausschlag. Soweit ist also eine sichere Unterscheidung zwischen Chikungunya und anderen Viruserkrankungen alleine durch das klinische Bild nicht zu treffen.
Als charakteristisch werden allerdings die besonders starken Gelenksschmerzen angesehen, die fast immer bestehen. Anfangs sind die Schmerzen oft so stark, dass sich die Betroffenen kaum aufrecht halten können. Die Bezeichnung „Chikungunya“ ist ein Wort aus der Sprache der Makonde und bedeutet „der gekrümmt Gehende“
In sehr seltenen Fällen kann die akute Symptomatik sich verschlimmern, viele Organe betreffen, zu inneren Blutungen („hämorrhagisches Fieber“) führen und zum Tod führen.
Fast immer kommt es zum Abklingen der schweren Allgemeinsymptomatik. Oft bleiben aber Gelenksschmerzen als Restzustand übrig. Diese ähneln im Verlauf dann häufig einer rheumatoiden Arthritis (Gelenksrheuma) und können sich innerhalb von Wochen zurückbilden.
In relativ vielen Fällen entwickelt sich daraus aber eine mehrere Monate oder jahrelang anhaltende chronische Erkrankung.
Eine kausale Therapie der Infektion gibt es nicht.
In der akuten Phase gilt Paracetamol als Therapie der Wahl gegen Fieber, Kopf-, Glieder – und Gelenksschmerzen. Aspirin und andere NSAR (z.B. Ibuprofen) werden in der Akutphase nicht empfohlen, da man Sorge hat, damit hämorrhagische Verläufe (Blutungen) zu fördern.
Ist die akute Krankheitsphase abgeklungen, können NSAR (z.B. Ibuprofen) im Falle von langandauernden Gelenksschmerzen verwendet werden. Diese sind entzündungshemmend und bei Gelenksschmerzen gut wirksam. Auf die Probleme bei der Langzeitanwendung dieser Medikamente muss geachtet werden (Magenschutz, Gefahren für den restlichen Gastrointestinaltrakt, das cardiovaskuläre System und die Nieren).
Bei chronischen Verläufen erfolgt die Behandlung analog zum Gelenksrheumatismus durch Rheumatologen.
Die namensgebenden akuten sehr starken Gelenksschmerzen, die auch mehrere Wochen andauern können und in einigen Fällen in eine chronische (jahrelange) Erkrankung übergehen können sind die eine Besonderheit der Erkrankung.
Der Umstand, dass die Erkrankung sich in den letzten 25 Jahren massiv ausgebreitet hat, prinzipiell überall in den Tropen und Subtropen (selten auch in Europa) auftreten kann und die konkrete Gefährdung bei einer Reise nicht sehr gut abgeschätzt werden kann, ist ein weiteres Chrakteristikum.
Am häufigsten kommt es in Lateinamerika, in Südostasien und auf den Inseln des indischen Ozeans zur Übertragung von Chikungunya. Auch Afrika und der pazifische Ozean sind betroffen.
Derzeit gültiger Wortlaut der Impfempfehlung des österreichischen Impfplans:
„Empfehlung für Reisende in Endemiegebiete ab dem vollendeten 18. Lebensjahr, bei entsprechendem epidemiologischen Risiko, außerdem für exponiertes Laborpersonal.“
Was heißt das jetzt in der praktischen Umsetzung?
Für alle tropischen und subtropischen Reiseziele ist eine Impfung gegen Chikungunya zu erwägen. Besonders für Reisen nach Lateinamerika (nicht ganz im Süden) auf Inseln des indischen und pazifischen Ozeans, Indien und Südostasien ist die Impfung empfohlen.
Mit Ixchiq(R) steht ein gut verträglicher gut wirksamer Lebendimpfstoff gegen Chikungunya zur Verfügung.
Er kann Personen ab dem 18. Lebensjahr mittels intramuskulärer Impfung in den Delta-Muskel des Oberarms verabreicht werden und wird bei der überwiegenden Mehrzahl der Menschen eine für einen verlässlichen Schutz ausreichende Immunantwort auslösen, die sich in Impftitern messen lässt.
Die Vorsichtsmaßnahmen bei Lebendimpfstoffen sollen angewandt werden. Das heißt, Menschen mit schwerer Immunsuppression, oder Schwangere sollen nicht geimpft werden.
Da keine ausreichenden Daten dazu vorliegen ist die gleichzeitige Gabe eines anderen Impfstoffes nicht vorgesehen.
Die möglichen Nebenwirkungen entsprechen den allgemeinen Impfnebenwirkungen mit Schmerzen, Rötung- und Schwellung an der Einstichstelle, Kopf- und Gliederschmerzen, sowie Erhöhung der Körpertemperatur.
Diese allgemein möglichen Nebenwirkungen von Impfungen ähneln per se schon einer sehr milden Verlaufsform der Chikungunya-Erkrankung. Schwerere, oder länger anhaltende Verläufe, oder eine Betonung der Gelenksschmerzen sind in seltenen Fällen möglich.
Ob eine Auffrischungsimpfung in Zukunft nötig sein könnte, ist derzeit nicht bekannt. Es wird aber von lang andauernder Immunität ausgegangen.
Fachinformationhttps://ec.europa.eu/health/documents/community-register/2024/20240628162987/anx_162987_de.pdf
Information
Derzeit bieten wir keine Covid-19 und keine Grippeimpfungen an.