Mit der Entdeckung der antibiotischen Wirksamkeit von Penicillin 1928 durch Alexander Fleming setzte eine Revolution in der Medizin ein. Viele Infektionskrankheiten konnten nun an der Wurzel behandelt werden, die Krankheitserreger konnten bekämpft werden.
Allerdings kann man nicht mit jedem Antibiotikum alle Krankheitserreger behandeln. Manche davon sind von Natur aus gegen manche Antibiotika resistent, was als primäre Resistenz bezeichnet wird.
Im Laufe der Zeit und in den letzten Jahren zunehmend, bemerkt man allerdings, dass auch Krankheitserreger, die früher mit bestimmten Antibiotika behandelbar waren, auf diese nun nicht mehr ansprechen. Bekannt sind Todesfälle durch sogenannte „Krankenhauskeime“, aber auch in der täglichen Praxis und bei wenige gefährlichen Infektionen sind diese Resistenzen ein Problem. Manche Infektionskrankheiten, bei denen der Einsatz von Antibiotika sinnvoll sind, waren jahrzehntelang einfach zu behandeln.
Jede Arzt wusste z.B. bei einem Harnwegsinfekt gebe ich das Antibiotikum XY. Heute ist die Situation komplizierter geworden. Das Antibiotikum XY trifft z.B. in 20% auf resistente Keime und wirkt daher nicht mehr. Nun muss man auf andere Antibiotika ausweichen. Am besten macht man das, indem man vorher weiß, gegen welches Antibiotikum der Keim resistent ist. Man züchtet dazu den Keim in einer „Kultur“ und schaut, bei Zugabe von welchem Antibiotikum er gehemmt wird. Das ist in der Praxis mühsam (der Patient muss dazu ins Labor) und dauert Zeit (die Keime brauchen ja bis sie unter Laborbedingungen wachsen und man die Wachstumshemmung erkennen kann). Die Behandlung sollte aber rasch einsetzen.
Die Problematik der Antibiotikaresistenz ist also nicht nur im Krankenhaus, sondern auch in der täglichen Praxis relevant.
Wie kommt es aber zur Resistenz?
Erstens gibt es Keime, die von vornherein gegen gewisse Antibiotika resistent sind. Das nennt man primäre Resistenz.
Bei anderen Keimen entwickelt sich die Resistenz. Das nennt man sekundäre Resistenz.
Resistenzen können von Keimen auf andere Keime übertragen werden. Verschiedene Umweltbedingungen spielen dabei eine Rolle.
Außerdem können Keime selektioniert, also quasi „gezüchtet“ werden, die antibiotikaresistent sind. Damit ist keine böswillige „Züchtung“ in Labors für biologische Kriegsführung gemeint, sondern einfach der Einsatz der Antibiotika. Indem einige Keime weniger empfindlich sind, überleben sie den Einsatz eines Antibiotikums. Diejenigen, die empfindlicher sind sterben ab. Die überlebenden haben nun einen Vorteil und können sich und die Eigenschaft der Antibiotikaresistenz besser ausbreiten.
Auf diese Weise bleiben letztlich die resistenten Keime über.
Fehlerhafte Anwendung von Antibiotika begünstigen die Resistenzentwicklung. Ein Hauptfaktor ist aber überhaupt die Anwendung. Durch die gute Wirkung, die Antibiotika in manchen Fällen zeigten, kam es zur Gewohnheit der unkritischen Anwendung von Antibiotika. Dabei wirken Antibiotika sicher bei vielen Erkrankungen überhaupt nicht. Z.B. bei Viruserkrankungen können Antibiotika sicher keine Wirkung haben. Beispiele für Erkrankungen bei denen oft Antibiotika eingesetzt werde, die aber fast immer viral bedingt sind, sind die meisten Atemwegserkrankungen, also Husten, Schnupfen, Heiserkeit, leichte Nasennebenhöhlenentzündungen, virale Mittelohrentzündungen, Rachenentzündungen. Denen gegenüber stehen solche Erkrankungen, die durch bakterielle Erreger hervorgerufen werden und die auf Antibiotikagabe ansprechen und auch mit Antibiotika behandelt werden sollen: z.B. Lungenentzündung, eitrige Mittelohrentzündung, Angina. Diese Erkrankungen sind in der allgemeinmedizinischen Praxis allerdings vergleichsweise selten.
Neben dem vernünftigen Umgang mit Antibiotika im Krankheitsfall, sind natürlich Impfungen auch in dieser Hinsicht sinnvoll. Wenn eine Infektionskrankheit wegen erfolgter Impfung gar nicht auftritt, braucht man sich auch keine Gedanken darüber zu machen, ob ein Antibiotikum in einem Fall überhaupt indiziert ist, ob der infrage kommende Keim resistent ist und ob man durch den Einsatz des Antibiotikums das Auftreten von Resistenzen begünstigt.