Haben Sie sich schon einmal gefragt, woher alljährlich die vielen Zahlen und Behauptungen zu Grippeepidemien kommen? Dann wird noch zwischen verschiedenen Virusstämmen unterschieden und es gibt Behauptungen, dass man sogar etwas über die Wirkung der Grippeimpfstoffe aussagen kann.
Aber hat man nicht voriges Jahr trotz Grippeimpfung einen ordentlichen Schnupfen gehabt? Da putzt sich der Arzt, der die Impfung durchgeführt hat, einfach ab und sagt, das war gar keine Grippe.
Die gefürchtete Grippe, die echte Influenza ist natürlich nicht mit dem grippalen Infekt zu verwechseln. Beides sind Viruserkrankungen, aber mit unterschiedlicher Symptomatik und unterschiedlichen Folgen.
Der grippale Infekt ist zwar lästig und führt eventuell sogar zu einer so schweren Beeinträchtigung, dass man ein paar Tage das Bett hüten sollte, heilt aber praktisch immer folgenlos aus.
Die echte Grippe, hervorgerufen durch das Grippevirus verläuft meist durchaus schwer. Plötzlich setzt Fieber über 38° (eventuell auch deutlich höher) ein, begleitet von Kopf und Gliederschmerzen, mit mehr oder weniger Halsschmerzen, Husten und Schnupfen. Man ist ernsthaft krank. Im günstigen Fall kann man beim besten Willen in der ersten Woche nichts machen und meist ist zumindest eine zweite Krankenstandswoche notwendig. Noch längere Verläufe und Komplikationen sind nicht selten. Todesfälle kommen vor. Im Jahr 1918 etwa hat eine Grippewelle mehr Menschen das Leben gekostet, als direkte Kampfhandlungen des damals gerade zu Ende gegangenen 2. Weltkrieges.
Als erfahrener Arzt kann man grundsätzlich zwischen dem grippalen Infekt und der Grippe (=Influenza) unterscheiden. Aber es stimmt, dass es Überschneidungen in der Symptomatik gibt, die Unsicherheiten und Fehldiagnosen bedingen. Leichte Verläufe der Influenza können schweren Verläufen eines grippalen Infektes ähneln. In der Praxis ist das für den einzelnen Patienten nicht so tragisch, da beide Erkrankungen hauptsächlich symptomatisch behandelt werden. Aber wenn man es genau wissen will, wie tut man da? Und woher stammen die Daten für die jährlichen Veröffentlichungen?
Das Virologische Institut der Universität Wien sammelt im Rahmen des Projekts „Diagnostisches Influenza Netzwerk Österreich – DINÖ“ die entsprechenden Daten.
Das funktioniert so: Einige Ärzte in Wien und Wiener Spitäler, sowie auch Ärzte aus ganz Österreich werden schon vor dem erwartetem Auftreten der Grippewelle mit Probenentnahmematerialien versorgt. Bei mutmaßlich an Grippe erkrankten Patienten wird dann mittels Nase-Rachenabstrich Material entnommen und an das Virologische Institut der Universität Wien gesandt. Dort wird das Material mittels Virusisolierung in Gewebekulturen und molekularbiologischer Methoden (PCR) untersucht. Positive Proben werden dann genauer auf Virusstamm und Resistenz gegen Neuramidasehemmer untersucht.
Ergänzt werden diese virologischen Untersuchungen durch Angaben des Influenzaüberwachunssystems der MA 15 der Stadt Wien (und Gesundheitsamt der Stadt Graz).
Damit sind unter anderem Aussagen über Beginn und Dauer der Grippewelle, regionale Ausbreitung und Aktivität, Krankheitslast in der Bevölkerung, Vergleich mit vorangegangenen Saisonen und Ländern möglich. Weiters können Aussagen über die Verteilung der Virusstämme, die Wirksamkeit der Grippeimpfung in der Saison und Resistenzen gegenüber Grippemedikamenten (Neuramidasehemmer) gemacht werden.