Impfungen bei chronisch kranken und immunsupprimierten Menschen
Das Immunsystem funktioniert am besten bei allgemein gesunden Menschen, ab dem späteren Jugendalter bis ins mittlere Erwachsenenalter, die keine Medikamente einnehmen und alle empfohlenen Schutzimpfungen erhalten haben und einen allgemein gesunden Lebensstil pflegen (Bewegung, Ernährung, Exposition gegenüber Umweltreizen, psychische Ausgeglichenheit)
Bei chronisch kranken Menschen kann das Immunsystem aufgrund der Erkrankung oder notwendiger Medikamente geschwächt sein.
In manchen medizinisch begründeten Fällen werden auch immunsupprimierende Medikamente verabreicht, die dann eine erhöhte Infektanfälligkeit bedingen.
Um welche Erkrankungen handelt es sich bei diesen Überlegungen?
Prinzipiell kann jede chronische schwerere Erkrankung das Immunsystem schwächen, besonders muss daran beispielsweise bei folgenden Erkrankungen gedacht werden:
HIV
Krebserkrankungen
Immunsuppression bei Autoimmunerkrankungen z.B. Rheuma, Psoriasisarthritis usw.
Kortisontherapie
Erkrankungen oder Entfernung der Milz
Schwere Nieren oder Lebererkrankung
Organtransplantation
Wie schätzt man die Immunsuppression ein?
Die Einschätzung der Immunsuppression ist eine spezialisierte ärztliche Aufgabe. Im individuellen Fall wird vor allem der Arzt, der die zugrundeliegende Erkrankung behandelt befragt.
Beispiele:
Ein lediglich mit dem HI-Virus Infizierter mit normaler CD4+ Zahl wird auch eine normale Immunantwort aufweisen.
Eine Kortisontherapie mit Kortisonspray im Rahmen eines Asthma bronchiale wird keine relevante Immunsuppression hervorrufen.
Eine vor Jahren stattgehabte Krebserkrankung, die überstanden wurde, wird keine relevante Immunsuppression hervorrufen.
Eine HI-Virus Infektion mit einer CD4+ Zahl von unter 200/ml wird eine schwere Immunsuppression hervorrufen.
Eine chronische Kortisontherapie mit über 20 mg tgl. wird eine schwere Immunsuppression hervorrufen.
Eine aufgrund einer kürzlich zurückliegenden Organtransplantation notwendige Unterdrückung der Immunantwort, um eine Abstoßung zu verhindern ist immer schwer.
Eine aktuelle Krebserkrankung unter Chemotherapie und Strahlentherapie wird eine schwere Einschränkung der Immunantwort bedingen.
Aus Sicht des Impfarztes wird eine Einteilung in folgende Grade angestrebt:
Grad 1: Erkrankungen/Therapien ohne signifikante Immunsuppression
Grad 2: Signifikante Immunsuppression
Grad 3: Schwere Immunsuppression
Was ist nun die unmittelbare Folge der Immunsuppression?
Es besteht ein erhöhter Bedarf nach Impfschutz, da das Immunsystem ja nicht mehr voll funktionstüchtig ist und Infektionserkrankungen daher leichter angehen und schwerer verlaufen können.
Es besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass der Impferfolg nicht voll eintritt, da ja die Impfung das Immunsystem anregen soll und die Antwort des Immunsystems durch die Unterdrückung unvollständig sein kann.
Bei Impfungen die vermehrungsfähige abgeschwächte Keime enthalten (Lebendimpfstoffe: Masern-Mumps-Röteln, Varizellen, Gelbfieber) kann das geschwächte Immunsystem unter Umständen mit den Keimen nicht fertig werden und die Erkrankung, gegen die geimpft werden soll, kann ausbrechen.
Wie geht man praktisch bei unterdrücktem Immunsystem vor?
Lebendimpfstoffe (Masern-Mumps-Röteln, Varizellen/Herpes zoster, Gelbfieber)sind kontraindiziert (dürfen nicht verabreicht werden).
Totimpfstoffe können keinen Schaden anrichten. Ihre Wirksamkeit ist aber fraglich, daher wird eine Erfolgskontrolle (Titerbestimmung) durchgeführt.
Es wird grundsätzlich gegen möglichst viele Erkrankungen geimpft, auch gegen solche, bei denen sonst keine so dringliche Impfempfehlung besteht (Ausnahme, siehe oben: Lebendimpfstoffe).
Wenn möglich wird die immunsupprimierende Therapie erst nach erfolgter Impfung begonnen (z.B. bei rheumatischen Erkrankungen).
Wenn schon eine immunsupprimierende Therapie etabliert ist, wird eine eventuell aus anderen Gründen sich ergebende Therapiepause für Impfungen genutzt.
Um den Patienten zu schützen, sollen die Menschen seiner Umgebung (Familie, Betreuende, Kontaktpersonen) einen vollständigen Impfschutz aufweisen.
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