Das Immunsystem funktioniert am besten ab dem späteren Jugendalter bis ins mittlere Erwachsenenalter. Einerseits hat das Immunsystem durch natürlichen Kontakt mit Infektionserregern und Impfungen gelernt, mit spezifischen Erregern umzugehen. Andererseits ist es noch flexibel und stark genug, rasch einen guten Schutz gegen unbekannte Erreger aufzubauen.
Ab dem 50. Lebensjahr nehmen früher erworbene Immunstoffe ab und auch die Immunantwort auf Erreger, mit denen man noch nie Kontakt hatte, wird schwächer.
Für eine einzige Impfung, nämlich Gelbfieber, gilt sogar, dass für Erstimpfungen spätestens ab dem 70. Lebensjahr eine gewisse Gefahr für Komplikationen besteht, die vor dem 50. Lebensjahr nicht gegeben sind.
Natürlich verläuft dieser Prozess langsam. Ein sonst gesunder 55-jähriger wird kaum schlechter abschneiden, als ein 49- jähriger. Aber mit 70 werden wir sicher anfälliger gegen Infektionserkrankungen sein als mit 30.
Manche Erkrankungen kommen praktisch nur bei Kleinkindern und dann wieder im höheren Lebensalter häufiger vor. Infektionserkrankungen verlaufen bei Alten oft schwerer als bei Menschen im mittleren Lebensalter.
Wie geht man also mit diesen Tatsachen um?
- Bereits in jüngeren Jahren sollten die im Österreichischen Impfplan empfohlenen Impfungen durchgeführt werden, damit eine solide Impfantwort erreicht wird, die dann im Alter leichter wieder aufgefrischt werden kann.
- Die empfohlenen Impfabstände verkürzen sich ab dem 60. Lebensjahr.
- Eine neue Impfempfehlung besteht ab dem 50. Beziehungsweise 60. Lebensjahr für die Pneumokokkenimpfung, für die Impfung gegen Herpes zoster (Gürtelrose) und das RSV (respiratory syncytial virus).
- Gegen Gelbfieber sollte eine Erstimpfung ab dem 50. Lebensjahr, zumindest aber ab dem 70. Lebensjahr kritisch hinterfragt werden.
Spezielle Empfehlungen ab dem 50. Lebensjahr
- Diphterie, Tetanus, Kinderlähmung, Keuchhusten: Die Keuchhustenkomponente ist besonders wichtig, weil Keuchhusten bei Älteren schwerer verläuft. Die empfohlenen Auffrischungsimpfungen sind ab dem 60. Lebensjahr alle 5 Jahre empfohlen (davor alle 10 Jahre)
- Masern-Mumps-Röteln: gegebenenfalls nachholen.
- Herpes zoster (Gürtelrose): ab dem 50. Lebensjahr tritt die Erkrankung häufiger auf, Impfung empfohlen.
- FSME (Zeckenimpfung): Auffrischungsimpfungen ab dem 60. Lebensjahr alle 3 Jahre, (davor alle 5 Jahre)
- Influenza (Grippe): besonders dringende Impfempfehlung. Jährlich.
- Pneumokokken: Impfempfehlung ab dem 60. Lebensjahr. (2 Impfungen, danach keine Auffrischung). Davor nur bei besonderer Gefährdung.
- RSV (respiratory syncytial virus): Impfempfehlung ab dem 60. Lebensjahr. (Eine Impfung, danach lang anhaltender Schutz)