Nach Einschätzung der WHO ist die Lepra eine vernachlässigte Tropenkrankheit. Etwa eine Million Menschen dürfte weltweit betroffen sein. Ungefähr 200.000 Neuerkrankungen treten jährlich auf. Die meisten Neuerkrankungen betreffen Indien und Brasilien. Für die Eindämmung der Erkrankung werden wenig Mittel bereitgestellt. Eine Schutzimpfung steht nicht zur Verfügung und ist auch nicht absehbar. Von dem, durch die WHO einst angestrebten Ziel, die Lepra (bis 2005) auszurotten, sind wir heute noch weit entfernt.
Dabei ist Lepra eigentlich wenig ansteckend. Während man jahrelang von einer Ansteckung durch direkte Berührung ausgegangen ist, wurde inzwischen erkannt, dass die Übertragung durch sogenannte „Tröpfcheninfektion“ erfolgt. Voraussetzung für die Entstehung der Erkrankung ist eine langandauernde Exposition gegenüber bakterienhaltigen Aerosolen.
Für Touristen besteht keine relevante Ansteckungsgefahr.
Der Erreger der Lepra ist das Mycobacterium leprae, ein mit dem Tuberkuloseerreger nahe verwandtes Bakterium. Es wurde 1873 vom Norweger Gerhard Armauer Hansen entdeckt. Eine weitere Bezeichnung für die Erkrankung ist daher „Morbus Hansen“.
Die Therapie der Erkrankung ist kompliziert und langwierig. Grundsätzlich ist die Heilung aber möglich.
Man setzt Lepra gerne mit der Erkrankung „Aussatz“ gleich und denkt dabei auch an die entsprechenden Bibelstellen. Diese Behauptung ist aber nicht gut belegt. Die Bezeichnung „Aussatz“ meint vielmehr, dass der Betreffende aus der Gemeinschaft „ausgesetzt“ wurde, weil er ein äußerlich sichtbares Mal von übler Nachrede, Klatsch oder Verleumdung trägt. Welche Erkrankung damit gemeint war, oder ob verschiedene Erkrankungen, die zu Hautveränderungen führen, als Aussatz bezeichnet wurden, ist nicht sicher geklärt. Es geht beim biblischen Aussatz also mehr um soziale, moralische und spirituelle Aspekte, sicher nicht um die mikrobiologisch definierte Erkrankung.
Jedenfalls weist das Wort „Aussatz“ auf das soziale Stigma und die ganz reale Ausgrenzung und Isolierung hin, der Menschen mit Hautveränderungen und auch Leprakranke ausgesetzt waren und zum Teil heute noch sind.
Die verstümmelnden Hautveränderungen kommen zum Teil durch direkte „granulomatöse“ Entzündungen durch die, sich rasch vermehrenden Mycbakterien zustande. Zum Teil führen Nervenschädigungen zur Schmerzunempfindlichkeit und dadurch zu Anfälligkeiten für andere Infektionskrankheiten, die zu der Verstümmelung beitragen.
Als Ursprung der Lepra gilt der ostafrikanische Raum, von dem aus sich das Bakterium den Wanderungsbewegungen des Menschen folgend weltweit ausgebreitet hat. Einzelne Forschungen neuerer Zeit schließen auch eine Entstehung in Europa nicht aus.