Der, am 1. Juli 1818 im heutigen Budapest geborene Ingnaz Semmelweis war ein bedeutender Begründer der Hygiene, ein Wegbereiter der evidenzbasierten Medizin und eine bedeutender Gynäkologe.
Nach Studien in Wien, Pest und dann wieder in Wien wurde er 1844 Arzt in Wien und trat in die geburtshilfliche Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Wien ein.
Ein wesentliches Problem war, dass gerade in seiner Abteilung die Sterblichkeit am Kindbettfieber sehr hoch war.
Die 2. geburtshilflichen Abteilung, an der anstatt Ärzten Hebammenschülerinnen tätig waren, war von der Erkrankung viel weniger betroffen. Allgemein war die Sterblichkeit an Kindbettfieber in Spitäler wesentlich höher, als bei Entbindungen zuhause.
Das Kindbettfieber ist eine Art der Blutvergiftung. Semmelweis fiel auf, dass ein Kollege, nachdem er sich bei einer Obduktion mit dem Skalpell verletzte, wenige Tage später unter einem ähnlichen Krankheitsbild, wie es das Kindbettfieber war, verstarb.
Er vermutete nun, dass eine Übertragung von Leichen auch auf die Frauen stattfand.
Tatsächlich führten damals Ärzte regelmäßig Obduktionen mit bloßen Händen durch. Danach reinigten sie meist nur oberflächlich ihre Hände, führten Untersuchungen bei Gebärenden und Wöchnerinnen durch und waren geburtshilflich tätig.
Die Hebammenschülerinnen führten hingegen keine Obduktionen durch.
Semmelweis führte an seiner Abteilung eine gründliche Händedesinfektion nach Obduktionen ein und konnte dadurch tatsächlich die Sterblichkeit an Kindbettfieber drastisch verringern.
Als eine Frau mit einem jauchig zerfallendem (heute wissen wir, bakteriell infiziertem) Uteruskarzinom in der gleichen Abteilung aufgenommen war, starben hintereinander wieder mehrere Frauen an Kindbettfieber.
Wieder zog Semmelweiss die richtigen Schlüsse. Er vermutete, dass die Übertragung nicht nur von Leichen, sondern auch von Lebenden erfolgen könnte und bestand nun nicht mehr nur auf der Händedesinfektion nach Obduktionen, sondern prinzipiell vor jeder Tätigkeit an den Schwangeren und Wöchnerinnen.
Durch diese Maßnahme konnte die Sterblichkeit an Kindbettfieber an seiner Abteilung weiter gesenkt werden und lag schließlich sogar unter der, der 2. geburtshilflichen Abteilung.
Verschiedene Umstände erschwerten letztlich, dass sich Semmelweis Ideen durchsetzen konnten.
Unter anderem war zu dieser Zeit die direkte Krankheitsübertragung oder gar die Existenz der Krankheitserreger noch nicht bekannt. Zwar hatte man eine Häufung von Erkrankungen schon erkannt, führte aber Infektionskrankheiten unter anderem auf schlechte Luft (z.B.: Malaria=schlechte Luft) schlechte Witterung, oder innere Ursachen, im Falle des Kindbettfiebers z.B. auf einen Milchstau zurück. Der lateinische Name für Girppe „Influenza“ bedeutet „Einfluss“ und bezog sich auf den Einfluss von Gestirnskonstellationen.
Auch Charakter und Herkunft Semmelweis dürften nicht gerade zur Akzeptanz seiner Ansichten beigetragen haben. Er galt als nicht diplomatisch, sogar herrisch und anmaßend. Trotz seiner wissenschaftlichen Brillianz dürfte er aufgrund seiner Herkunft aus der ungarischen Provinz ein wenig eloquentes Auftreten gehabt haben und soll Dialekt gesprochen haben.
Da ihm trotz seiner Erfolge in Wien letztlich keine große wissenschaftliche Anerkennung zuteilwurde, kehrte er schließlich nach Pest zurück und war dort erfolgreich als Gynäkologe und Geburtshelfer und Universitätsprofessor tätig.
Im Laufe der Zeit dürfte er immer eigenartiger, aufbrausender, vergesslicher und feindseliger geworden sein. Eine Entwicklung, die zur Hypothese der Erkrankung an Neurosyphilis führte.
Bei einem Wienaufenthalt im Jahre 1865 wurde er schließlich unter ungeklärten Umständen in die staatliche Landesirrenanstalt Döbling aufgenommen, wo er kurze Zeit später am 13. August 1865 verstarb.
Während in offiziellen Erklärungen vom Tod durch Sepsis nach einer zuvor erlittenen Verletzung beim Sezieren die Rede war, gab es auch Gerüchte über einen gewaltsamen Tod.
Eine Exhumierung im Jahr 1963 zeigte zahlreiche Konchenbrüche unter anderem auch im Bereich des linken Brustkorbes, die diese These unterstützen.